Geschichte | Zinzendorfhaus | Neudietendorf
Die Geschichte des Zinzendorfhauses Neudietendorf
Das Zinzendorfhaus in Neudietendorf und die angrenzende Brüderkirche wurden Mitte des 18. Jahrhunderts von der Herrnhuter Brüdergemeine erbaut. Diese entstand als überkonfessionelle Glaubensbewegung aus der böhmischen Reformation und erhielt ihren Namen durch die Gründung der Siedlung Herrnhut in der Oberlausitz. Das Gebäude in Neudietendorf wurde nach Graf Nikolaus Ludwig von Zinzendorf, dem Gründer und Bischof der Herrnhuter Brüdergemeine, benannt und 1786 eingeweiht. Baulich und atmosphärisch ist es in das Herrnhuter Gebäudeensemble eingeordnet. So sind der Kirchensaal und das Schwesternhaus im Herrnhuter Spätbarock-Stil errichtet, verhältnismäßig jedoch schlicht.
Genutzt wurde das Zinzendorfhaus als Schwesternhaus. Hier lebten bis zu 150 weibliche Mitglieder der Herrnhuter Brüdergemeine. In zwei großen Schlafräumen nächtigten die Schwestern. Bis 1803 wurde der Chorsaal des Gebäudes ausgebaut. Nachdem die Schwestern der Herrnhuter Brüdergemeine aus dem Zinzendorfhaus auszog, entstand hier eine „Wirtschaftliche Frauenschule“. In dieser wurden ab 1923 junge Frauen zu ländlichen Haushaltspflegerinnen ausgebildet. Ab 1945 befand sich die Schule in sowjetisch besetzter Zone und musste im Herbst 1948 geschlossen werden.
Zwischenzeitlich befand sich ein Mädcheninternat im Zinzendorfhaus, welches 1861 in ein eigenes Gebäude umzog. Die Erdmuth-Dorotheen-Schule dient heute als Neudietendorfer “Von-Bülow-Gymnasium”.
Seit 1949 nutzt die Evangelisch-Lutherische Kirche in Thüringen, heute Evangelische Kirche in Mitteldeutschland, das Haus als Tagungs- und Begegnungsstätte. 1980 erwarb die Kirche das Zinzendorfhaus. Seit 1991 hat die Evangelische Akademie Thüringen hier ihren Sitz. 2007 wurde das Haus umgebaut und es entstanden drei Gästehäuser im Garten. Durch den Anschluss weiterer evangelischer Bildungseinrichtungen in den Gebäuden um das Zinzendorfhaus wurde das Evangelische Zentrum Zinzendorfhaus Neudietendorf gegründet. Institutionen des Zentrums sind unter anderem das Pädagogisch-Theologische Institut, die Bibliothek und Medienzentrale, der Gemeindedienst der EKM, die Regionale Studienleitung, die Beihilfestelle der EKM, der Kirchliche Fernunterricht sowie die Evangelische Jugend.
Wir laden Sie ein in ein Haus, das Geschichte atmet. Die alten Mauern und knarrenden Dielen erzählen Geschichten aus Zeiten Graf Nikolaus Ludwig von Zinzendorfs und der Herrnhuter Brüdergemeine. Diese besondere Tradition wollen wir erhalten und dabei ein modernes und offenes Haus sein – ein Treffpunkt für Menschen aus Kirche und Gesellschaft.
Zeittafel
1743 | Gründung einer Niederlassung der Herrnhuter Brüdergemeinde in Dietendorf |
1780 | Fertigstellung der Brüderkirche |
1786 | Fertigstellung des Zinzendorfhauses und Nutzung als Schwesternhaus |
1803 | Umbau des Chorsaals |
1861 | Auszug des Mädcheninternats |
1923 | Einzug der Wirtschaftlichen Frauenschule |
1945 | Besetzung des Gebiets durch die Sowjetunion |
1948 | Schließung der Wirtschaftlichen Frauenschule |
1949 | Einzug der Evangelisch-Lutherischen Kirche Thüringen |
1980 | Erwerb des Hauses durch die Evangelisch-Lutherische Kirche Thüringen |
1991 | Einzug der Evangelischen Akademie |
2007 | Umbau des Hauses, Bau der Gästehäuser |